Man liest oft davon, dass Yoga in Kombination mir Wellenreiten, Klettern oder anderen Sportarten wie eben auch Windsurfen gemeinsam angeboten wird.

Dass sich all diese Sportarten mit Yoga sehr gut ergänzen liegt wahrscheinlich recht klar auf der Hand: sie sind sehr kraftvoll, da ist Yoga ein guter Ausgleich für den Körper.

Doch was Yoga und Windsurfen konkret gemeinsam haben, ist vielleicht nicht so offensichtlich.

Daher versuche ich heute, meine bisherigen Erfahrungen für euch in Worte zu fassen 🙂

1. Beides geht nicht ohne Meditation

Yoga verbindet man automatisch mit Meditation. Man setzt sich zu Beginn in kurzer Stille auf die Matte um dort anzukommen, sammelt sich.

Beim Üben ist man ganz im Spüren, ganz bei sich selbst, fokussiert und konzentriert. Und wer freut sich nicht schon vor Beginn des Übens auf Savasana, die Schlussentspannung!

Die Verbindung zwischen Yoga und Mediation ist wahrscheinlich jedem klar. Aber auch beim Windsurfen kommt man sehr schnell in einen meditativen Zustand.

Meditation bedeutet nicht immer, still zu sitzen und die Augen zu schließen. Beim Windsurfen bedeutet es für mich, ganz bei der Sache zu sein.

Wenn ich nicht völlig konzentriert bin auf das was ich tue, bin ich mehr im Wasser als auf dem Brett.

Es reicht schon mir vorzustellen, wie ich jemandem nach meiner Session davon erzähle wie viel Spaß es gemacht hat oder wie ich für euch diese Zeilen schreibe und – platsch – bin ich weg!

Wenn ich Windsurfen will, muss ich mich absolut auf das was ich tue und fühle einlassen, es ist einfach kein Platz für was anderes.

Das bisher intensivste Erlebnis hatte ich im Frühsommer diesen Jahres, als ich nach 2 Stunden völlig erschöpft vom Wasser kam und nicht mehr wusste, welcher Wochentag war, wie spät es ist und ob ich gerade Urlaub habe oder noch arbeiten muss.

Dieser Zustand, einfach alles andere zu vergessen tut sooo gut und entspannt Körper und Geist wie in einer tiefen geführten Meditation!

2. Verbindung zum eigenen Körper aufnehmen

Sowohl beim Yoga als auch beim Windsurfen lernt man, einzelne Bereiche seines Körper gezielt anzusteuern.

Ich mache gerne zu Beginn meiner Stunden mit den Teilnehmern die Übung, das Schultergelenk isoliert in kleinen Kreisen zu bewegen.

Manche finden das vielleicht langweilig, aber ich sehe immer wieder, wie schwer es vielen fällt, ihre Schulter so gezielt anzusteuern!

Im Alltag verliert man leider oft die Verbindung zum eigenen Körper, man ist so im Außen beschäftigt und wann braucht man schon so eine Bewegung im Alltag schon?

Aber im Yoga ist sie wichtig, z.B. um in Eka Pada Mukho Svanasana die Schultern parallel zum Boden halten oder im nach oben schauenden Hund die Schultern nach hinten zu öffnen.

Und nicht nur beim Yoga braucht man diese „Kontrolle“, dieses Spüren und Bewegen, sondern auch beim Windsurfen.

Ich erinnere mich noch gut, dass ich vor einiger Zeit immer über die Zehenspitzen nach vornüber gekippt bin, sobald mich eine Böe erfasste.

Jetzt stehen meine Füße stabil auf dem Brett, das Gewicht sicher auf den Fersen.

Obwohl man übers Wasser gleitet eine Form von Erdung.

Man lernt nach und nach den Körper so einzusetzen, dass man auf dem Wasser bzw. auf der Matte besser zurecht kommt. Und je besser man wird, desto feiner werden die Bewegungen und die Nuancen.

3. Es schenkt Selbstsicherheit

Sowohl Yoga als auch Windsurfen zeigen einem immer wieder, wozu man selbst eigentlich im Stande ist.

Meist unterschätzt man sich selbst, denkt „das schaffe ich nicht, dazu bin ich zu schwach, zu schlecht…“ was auch immer.

Aber man überwindet sich, geht auf die Matte oder baut das Surfzeug auf und probiert es einfach aus.

Und siehe da: ganz oft überrascht man sich selbst, weil man viel mehr kann, als man sich selbst zutraut!

Beim Yoga habe ich oft an meiner eigenen Kraft gezweifelt. Als Jugendliche hatte ich immer schwache Arme, aber durch das Aerial Yoga habe ich richtig viel Kraft bekommen, nur vergesse ich das manchmal immer noch…

Beim Windsurfen wusste ich schnell, dass ich die nötige Kraft habe das Segel auch bei mehr Wind zu halten.

Aber trotzdem bin ich immer wieder nach vorne gekippt oder habe es losgelassen.

Ich habe mich irgendwann schrecklich über mich geärgert, weil es eben nicht meine körperliche Schwäche war die mich behindert hat, sondern nur mein Kopf.

„Du bist nur eine schwache Frau, dazu hast du nicht genug Kraft“ – nein, eben nicht!

Ich weiß, dass ich die Kraft habe! Und mit dieser Wut im Bauch und dem nötigen Ehrgeiz habe ich es geschafft, meine Kraft immer besser anzusteuern und einzusetzen.

Wie auch im Yoga, die Muskeln sind da, aber wir können sie oft nicht ansteuern. Deshalb ist z.B. die Schulterübung so wertvoll!

Sich immer wieder über diesen „das kann ich nicht, das ist zu schwer für mich“ Punkt hinaus zu bewegen, schenkt unendlich viel Selbstsicherheit!

4. Man muss es tun, nicht nur drüber nachdenken

Sich mit der Theorie hinter der Sache zu beschäftigen ist wichtig und notwendig um etwas zu lernen.

Doch nur vom Bücher lesen oder zuschauen kommt man nicht weiter, man muss es auch ausprobieren.

Ich muss auf die Matte gehen, um mich weiter zu entwicklen.

Ich muss mich meinen Ängsten stellen, meine Schwächen erspüren und herausfinden, was meinem Körper gut tut.

So merke ich, was mir leicht und was mir schwer fällt und wo mein Körper noch etwas mehr Aufmerksamkeit und Unterstützung braucht.

Jedes mal Üben ist anders, mein Körper fühlt sich immer anders an, je nach dem was ich in den Tagen davor körperlich und mental geleistet habe.

Auch beim Windsurfen ist es jedes Mal anders.

Gerade wenn etwas mehr Wind ist, muss ich mich schon immer ein bisschen überwinden raus zu gehen.

Es ist keine Angst, eher der Respekt vor der Kraft der Natur und oft auch einfach Eitelkeit.

Dann will ich nicht ständig rein fallen und mich schlecht fühlen, sondern es soll sich gut anfühlen und toll aussehen! Aber so funktioniert das Leben nunmal nicht 🙂

Oft lernt man viel mehr, wenn man „auf´s Maul bekommt“, wie die Windsurfer es liebevoll nennen!

Und man macht trotzdem weiter, vielleicht gerade dann und erlebt so wieder eine neue Sternstunde.

Aber nur, wenn man immer wieder raus geht aufs Wasser oder eben auf die Matte.

5. Risiken einschätzen

Ein ganz wichtiger Punkt beim Yoga und auch beim Windsurfen ist das Abwägen von Ehrgeiz vs. eigener Sicherheit.

Ehrgeiz ist ein guter Antreiber, um besser zu werden. Er ist es meist, der uns immer wieder dazu bringt auf die Matte oder aufs Wasser zugehen (siehe Punkt 4).

Sicher, man tut es auch weil es Spaß macht oder einfach Körper und Seele gute tut, aber der Ehrgeiz spielt oft eine wesentliche Rolle und ist sicher auch nicht verkehrt, um den inneren Schweinehund immer wieder zu überwinden.

Doch manchmal ist es ein feiner Grad, wann man den Ehrgeiz beiseite lassen und lieber auf Nummer sicher gehen sollte.

Wann der Wind einfach doch zu stark ist oder eine Übung noch zu schwer.

Wenn der Körper erschöpft ist, sollte man nicht versuchen neue Höchstleistungen anzustreben oder eine bestimmte Übung zu erzwingen.

Auch wenn es schwer fällt, manchmal einen Gang runter zu schalten, sollte man lernen auf den eigenen Körper zu hören und sich und die äußeren Begebenheiten richtig einzuschätzen.

Auch wenn alle andern euphorisch sind und raus gehen aufs Wasser und man sich als Feigling fühlt, ist es trotzdem besser auf sein Bauchgefühl zu hören wenn es sagt: mach heute einfach mal Pause!

(die ich mir übrigens heute selbst gönne, obwohl ich an einem der tollsten Surfspots Sardiniens in einem Café sitze und der Wind ordentlich bläst 🙂 )

 

Vielleicht findet Ihr Euch in dem ein oder anderen Punkt wieder, selbst wenn Ihr weder Yogis noch Windsurfer seid 🙂

Oder vielleicht motiviert Euch dieser Post auch, das ein oder andere mal auszuprobieren und die Gemeinsamkeiten selbst zu erfahren!

Was auch immer Ihr tut, genießt das Leben, denn: life is meant to be enjoyed!

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