Wenn man im Internet “Sehenswürdigkeiten Palermo“ googelt, findet man irgendwie nicht viel. Ein paar alte Kirchen, ein Theater, aber kaum aussagekräftige Infos.

Vielleicht, weil es dort nicht wirklich was zu sehen gibt? Weit gefehlt!

Trotz der spärlichen Ausbeute meiner Internetrecherche fand ich einen Blog, der Palermo als durchaus sehenswert empfahl und ich dachte mir: wenn ich schon mal da bin, dann schau ich mir Siziliens Hauptstadt auch an!

Auf in die Stadt!

Wie schon in meinem folgenden Post beschrieben, hatte ich etwas Bammel davor, nach Palermo hinein zu fahren.

Der Campingplatz wo ich gerade bin liegt etwas außerhalb und in allen Blogs und auch von den Einheimischen wird man gewarnt, dass in der Buslinie 101, die ich nehmen musste um in die Stadt zu kommen, so viel geklaut wird.

Im Kopf von Landei Regina gehen daraufhin tausend schreckliche Filme ab, und schon allein um mich diesen doofen Ängsten zu stellen, fuhr ich heute Mittag in die Stadt!

Noch bevor ich mein Busticket gekauft hatte, ging meine Umhängetasche kaputt: einer der Henkel ging ab. Okay, so kann ich nicht in die Stadt, dann ist die Tasche gleich weg… also zurück zum Campingplatz, das Ganze fachmännisch repariert und wieder los zur Bushaltestelle.

„War das vielleicht ein Zeichen, lieber doch nicht hin zu fahren…?“ fragte eine leise ängstliche Stimme in meinem Kopf. „Ist doch gut, dass es jetzt passiert ist und nicht erst in der Stadt, hier kannst du es noch richten!“ antwortete der Optimist in mir und somit war die Sache geklärt.

Die „fachmännische“ Reparatur meiner Umhängetasche, immerhin harmoniert sie farblich einigermaßen und sieht schöner aus die Alternative, das wären nämlich Kabelbinder gewesen 😉

Null Plan

Da ich nicht so viele Infos im Internet gefunden hatte, dachte ich mir ich klappere halt die paar Sehenswürdigkeiten ab und dann fahr ich wieder heim…

Ich hatte nur ein bisschen was im Internet gelesen, mir die Stadt mal bei Google Maps angeschaut und ich wusste, an welchen Bushaltestellen ich umsteigen bzw. aussteigen musste. Aber das wars dann auch schon. Ich hatte weder Reiseführer noch Karte dabei.

Und es war MEGA TOLL!! Ich hatte echt null Plan wo ich hingehen oder was es überhaupt zu sehen gab. Im Bus gab es weder eine Durchsage noch eine Anzeige der Haltestellen, aber das war auch nicht nötig.

Als wir an einem hübschen Park vorbei fuhren, hatte meine Hand schon die Stop-Taste gedrückt. Dort stieg ich aus, trank einen Cappuccino und ging von da an zu Fuß weiter.

Ich wusste, ich war auf einer der beiden Hauptstraßen und musste eigentlich nur gerade aus gehen zum Stadtzentrum.

Ab und an, ich gestehe, schaute ich schon mal auf Google Maps, um mich zu vergewissern dass ich wirklich in etwa dort war wo ich dachte, dass ich war, aber ansonsten ließ ich mich treiben.

Wie ein Sandkorn, das mal an den Strand, mal zurück ins Meer gespült wird, zog es mich durch die Straßen. Kreuz und quer einfach dahin, wo es schön aussah, wo es sich gut angefühlte!

Eine „effiziente“ Tour durch die Stadt ist sicher anders.

Aber darum ging es mir nicht. Mir ging es darum, Palermo zu erleben.

Auf Sardinien war ich an einem traumhaften Sandstrand nach dem andern und mir war gleich am ersten Tag klar, dass ich das auf Sizilien nur schwer finden würde. Sizilien ist rauher, felsiger.

Zum Glück hatte ich das Beachlife ja auf Sardinien zur Genüge genossen und konnte mich so problemlos auf das Neue, Andere einlassen.

Und ich war mit jedem Schritt begeisterter von dieser süßen Stadt!

Ich glaube mein größter Vorteil war: ich hatte keine Erwartungen. In einem Blog habe ich gelesen, dass viele Leute mit sehr hohen Erwartungen nach Sizilien kommen und dann enttäuscht werden.

Ich hatte wirklich null Erwartungen, rechnete wie gesagt damit in einer halben Stunde die paar Sehenswürdigkeiten abzuklappern und wieder nach Hause zu fahren.

Dafür wurde ich absolut positiv überrascht! Okay, Sizilien ist dreckig, das muss man einfach so sagen. Überall liegt Müll herum und die meisten Häuser sind total runter gerockt.

Ich würde das mal ganz zuversichtlich als „cooles Kneipenviertel Palermos“ bezeichnen 🙂 trotz der Optik fühlte ich mich nicht weniger wohl oder sicher als in jedem anderen Teil der Stadt!

Und trotzdem ist es wunderschön!

Überall sind Straßenmusikanten, was ich immer total gerne mag und was der Stadt ein angenehmes Flair von Leichtigkeit verleiht.

Ich ließ mich durch die kleinen Gassen treiben, aus vielen Geschäften erklang fröhliche Musik und auch die meisten Menschen hier sind so gut gelaunt und freundlich.

An jeder Ecke fand ich eine kleine Kirche, einen hübschen Balkon, ein süßes Café, ein cooles Graffiti, einen Trödelmarkt oder einen Streetfood Stand mit leckeren Arancini.

Arancini sind typisch sizilianische frittierte Reisbällchen, in meinem Fall mit Käse gefüllt – lecker!!!
Worüber sich die beiden wohl so gut unterhalten…?!

Ich bin ja jetzt nicht so der Architektur-Fan, aber die antiken Gebäude hier in Palermo können sich echt sehen lassen!

Da es nicht so groß ist, kann man sich wirklich schön treiben lassen. Man kann sich super an den zwei größeren Straßen, der Via Roma und der Via Napoli und dem Hafen orientieren ohne sich zu verlaufen.

Und dadurch, dass man die Nase nicht ständig in eine Karte oder den Reiseführer steckt, sieht man einfach viel mehr!

November + Kurztrip = Palermo!

Ich würde jetzt in Palermo nicht ganze zwei Wochen verbringen wollen, aber es schreit regelrecht nach einem City-Kurztrip! Vor allem jetzt im November ist es noch schön warm (ca. 20-25°C tagsüber) und es sind kaum andere Touristen da.

In zwei Tagen kann man sich hier echt viel anschauen, vielleicht auch mal in das ein oder andere Museum oder in eine Kirche rein gehen oder einen Nachmittag gemütlich in einem Café bei Cappuccino, Kuchen und einem guten Buch vertüddeln.

Im Stadtteil Mondello gibt es sogar einen Sandstrand und selbst im November lädt das klare und saubere Wasser mit angenehmen Temperaturen zum baden ein!

Von München ist man mit dem Flugzeug schon in etwa 2,5 Stunden da. Perfekt, um hier ein verlängertes Wochenende zu verbringen, dem tristen deutschen Novembergrau zu entfliehen und ein paar Sonnenstrahlen zu tanken.

Meine gute Laune wuchs mit jedem Schritt durch die Stadt, am Schluss schlenderte ich sogar pfeifend vor mich hin 🙂

Da biegt man um die nächste Ecke und – bäm – steht man wieder vor so einem großartigen Gebäude!

Palermo, eine Stadt voller Überraschungen

Ich war echt überrascht, wie sicher ich mich fühlte, auch in den kleinen, weniger belebten Gassen (und auch in der Buslinie 101, hallo kleiner Angsthase… 😉 ).

Und ich war überrascht, wie gut es mir gefiel. Generell tut mir Italien richtig gut. Ich war schon immer ein „netter“ Mensch, aber ich spüre eine Veränderung in mir. Wahrscheinlich ist es nicht nur das Leben hier in diesem Land, sondern die Auszeit generell, die mein Herz leicht und frei macht.

Die Leute hier sind ärmer als in Deutschland, aber sie sind fröhlich und herzlich. Ja, manchmal auch überkandidelt und herablassend, aber das ist nicht das Herz, der Ursprung dieses Landes, das spürt man einfach.

Sehr cool finde ich, dass in Italien Jogginghosen sowohl bei Frauen als auch bei Männern absolut salonfähig sind und man damit auch locker mal ins Restaurant gehen kann 🙂

Mein Palermo-Fazit: definitiv eine Reise wert! 

Für mich war es wieder einmal ein Schritt über meine eigenen Grenzen hinaus und ich bin glücklich und dankbar, wie sehr ich dafür belohnt wurde!

Palermo ist wirklich eine tolle Stadt und es lohnt sich allemal, dieser kleinen Perle im Mittelmeer einen Besuch abzustatten!

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