Manche Menschen sind einsame Wölfe. Sie fühlen sich am wohlsten, wenn sie alleine sind, ungebunden, frei zu gehen wohin sie wollen. Für diese Menschen zählt vor allem das ICH.

Andere Menschen gibt es nur im Doppelpack. Sie gehen von einer Beziehung direkt zur nächsten über, halten es keinen Tag alleine aus. Diese Menschen gibt es nur als WIR.

Jeder Mensch hat seine eigene Geschichte und dadurch liegen seine Anteile meist vor allem auf einer Seite.

Und trotzdem gibt es auch die dazwischen, die gerne ein bisschen von beidem hätten. Die die Zeit allein genießen, Zeit für sich brauchen um mit sich selbst in Kontakt zu treten.

Und die es dann aber auch genießen, Teil einer Gemeinschaft zu sein, sowohl in Freundschaften als auch in einer Partnerschaft.

Ich persönlich gehöre zu letzterer Gruppe. Ich brauche es, Zeit für mich zu haben, zum nachdenken, spazieren gehen, lesen, für mein Yoga, zum meditieren.

Und gleichzeitig liebe ich es, Menschen um mich zu haben, die mein Herz erfreuen. Neben dem Alleinsein brauche ich die Gemeinschaft.

Früher war das Alleinsein für mich sehr schlimm. Es bedeutete für mich Zurückweisung, keiner will meine Gesellschaft.

Es gibt niemanden, der mit mir zusammen sein mag. Warum, was ist falsch an mir? Es gibt doch so viele Menschen – viele davon habe ich als noch schrulliger als mich selbst empfunden, und selbst sie waren nicht allein. Was also stimmte mit mir nicht?

Der eigene Selbstwert – wo ist er nur?

Mit den Jahren habe ich gelernt, das Alleinsein nicht nur auszuhalten, sondern es wirklich zu genießen und als wertvollen Teil meines Lebens zu betrachten.

Es ist schön, mit einer Freundin spazieren zu gehen und auch generell bin ich der Meinung, dass geteilte Erinnerungen schöner sind als solche, die man ganz allein erlebt habt.

Aber früher waren mir die Dinge, die ich alleine erlebt habe, einfach nichts wert.

Wenn mir jemand anders von einer tollen Situation, die mir selbst gerade widerfahren war erzählt hätte, hätte ich sie als wahnsinnig bereichernd empfunden. Aber da ich sie erlebt hatte, empfand ich sie als lahm.

Denn es hatte ja „nur ich“ sie erlebt. Mit der Zeit habe ich zugelassen Dinge großartig zu finden, die ich alleine erlebt hatte. Und indem ich diesen Dingen mehr Bedeutung geschenkt habe, ist auch mein eigener Selbstwert gewachsen.

Dann hatte nicht mehr „nur ich“ sie erlebt, dann hatte „ICH“ sie erlebt!

Ich fühlte mich immer besser, wenn ich nicht alleine war

Vor allem fühlte ich mich gut, wenn ich einen männlichen Partner um mich hatte. Dann fühlte ich mich geliebt, ich war es in diesem Moment wert, dass er mit mir zusammen sein wollte.

Aber auch generell fühlte ich mich, wenn ich so zurück denke immer am glücklichsten, wenn ich Teil einer Gemeinschaft war:

In all diesen glücklichen Erinnerungen gibt es mindestens noch einen anderen Menschen. Ich fühlte mich angenommen, ich war etwas wert weil all diese Menschen gern mit mir zusammen sein wollten.

War ich alleine, fühlte ich mich zurückgewiesen. Was war in den Momenten, in denen ich nicht alleine war, anders an mir?

War ich in diesen Momenten ein anderer, besserer Mensch? Warum wurde ich danach wieder mit Ablehnung, Alleinsein bestraft?

Die Wahrheit ist: ich war immer der selbe Mensch

Egal, ob ich alleine oder Teil einer großen Gemeinschaft war, nichts war anders als an mir. Nur mein persönliches Empfinden.

Ich definierte mich nur über das Außen. Mögen die Leute mit mir zusammen sein, dann muss ich gut und richtig sein.

War ich alleine, übertrug ich das sofort auf mich, etwas stimmt nicht mit mir, sie wollen mich nicht mehr.Dabei ist sowohl das eine, als auch das andere Teil der menschlichen Natur.

„Wir Menschen brauchen einander“, hat mal jemand zu mir gesagt und ich liebe diesen Satz.

Gemeinschaft und Partnerschaft sind für uns Menschen lebensnotwendig. Wir sorgen füreinander, es gibt für das Herz so viele Gründe zur Freude, wenn Menschen liebevoll miteinander umgehen.

Liebevolle Berührungen, Worte der Zuneigung und des Trosts; und auch das süße Lachen von Babies gäbe es ohne das menschliche Miteinander nicht.

Doch auch das Alleinsein ist essentiell. Nur wenn wir mit uns alleine sind, gelingt es uns auch, zur Ruhe zu kommen, mit uns selbst in Kontakt zu treten.

Wir brauchen diese Ruhe um uns zu konzentrieren, wieder Kraft zu tanken für das Zusammensein.

Nur in der Stille können wir unsere innere Stimme hören, die uns sagt was wir brauchen und wohin wir gehen sollen.

Alleine zu wandern oder auch nur spazieren zu gehen gibt uns eine enorme Freiheit im Kopf, eine Ruhe, die wir in Begleitung oft nur schwer erreichen können.

Das Leben ist nie gleich

Mal sind wir alleine, mal nicht, so ist das eben. Es ist keine Strafe, weil wir nicht gut genug sind, es ist natürlich. Es gehört zum Leben dazu.

Haben wir in früher Kindheit einmal Ablehnung erlebt oder waren wir in dieser Zeit, in der wir die Nähe so brauchten oft allein, fällt uns das Alleinsein als Erwachsene manchmal sehr schwer.

Dann versuchen wir das Alleinsein von früher zu kompensieren und wünschen uns, nur noch gut behütet im Kreise unserer Lieben zu sein.

Doch besonders dann ist es wichtig, das Alleinsein wieder zu lernen, und es nicht zu fürchten.

Ziehen wir alleine durch den Wald, fallen uns viel mehr Dinge auf, die wir in Gesellschaft anderer ganz übersehen hätten, weil wir zu abgelenkt wären.

Wir können stehenbleiben, wann wir es wollen, wir können loslaufen, umdrehen, laut schreien – Alleinsein bedeutet eine enorme Freiheit!

All-eins

Allein kann man auch folgendermaßen interpretieren: als All-eins. Wir sind nicht separiert von der Welt, wenn wir alleine sind, sondern haben vielmehr die Möglichkeit uns mit allem zu verbinden.

Wenn wir dem buddhistischen Mönch Thich Naht Hanh glauben wollen, sind wir sogar schon mit allem verbunden. In jeder Blume stecken Erde, Sonne, Wasser, Wind.

Gäbe es eines dieser Elemente nicht, würde es die Blume nicht geben. Und diese Elemente stecken in allem und jedem von uns, so sind wir alle verbunden. Und sind somit eh nie wirklich allein.

Die Kraft der Einsamkeit

Die Kraft der Einsamkeit besteht für mich darin, keine Angst vor ihr zu haben, sondern mich ganz und gar auch sie einzulassen.

Und darin meinen Selbstwert zu entdecken. Auch ich ganz allein bin es wert, die wundervollsten Dinge auf dieser Erde zu sehen!

Ich bin immer der selbe Mensch, egal ob ich gerade von anderen Menschen umgeben bin oder nicht. Es macht mich nicht wertvoller, weil ich 5.000 Facebook Freunde habe.

Mein Wert entsteht in mir drin. Ich kann ihn nur selbst erkennen, wenn ich zur Ruhe komme.

Er kann nur wachsen, wenn ich in Kontakt mit mir selbst bin. Und dabei hilft mir wiederum das Alleinsein.

Selbstwert bedeutet Selbstwirksamkeit

Meinen Selbstwert zu kennen hilft mir Klarheit zu finden, was ich will und was nicht und auch dafür einzustehen.

Aber ziehe ich Konsequenzen aus diesem Wissen und leite ich Aktionen ab, die mein Wohlbefinden fördern?!

Erst, seit ich meinen Selbstwert kenne und respektiere. Seitdem fühle ich mich selbstwirksam, ich weiß, dass ich meine Welt verändern kann.

Ich stehe für mich ein und lebe immer mehr mein eigenes Leben. Weil ich es mir wert bin.

Ich gestalte aktiv anstatt dabei zuzusehen, wie andere auf der Reise des Lebens an mir vorüber ziehen, während ich mich in meinem Schneckenhaus verstecke in der Hoffnung, dass ein Prinz in strahlender Rüstung kommt und mich rettet.

 

Wir alle sind ein Gefäß voll funkelnder Diamanten, voller liebenswerter Eigenschaften und einzigartiger Qualitäten! Life is meant to be enjoyed, das heißt wir sollten uns an unseren eigenen und auch an den Diamanten der anderen jeden Tag erfreuen! Wir alle sind wertvoll, so wie wir sind, in jedem einzelnen Augenblick!

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