Im ersten Teil des Posts habe ich Euch beschrieben, wie Empathie unsere Gefühlswelt beinflusst und wie wir bewusst über unsere Gefühle mit anderen in Kontrakt treten können.

Nun im zweiten Teil geht es darum, wie wir von außen emotional manipuliert werden, wie wir aber auch selbst unser Gefühlsleben positiv beeinflussen können.

Mein Gefühl oder Dein Gefühl?

Die „Auszubildenden“ in der Romanserie „Colors of Life“ müssen sich fleißig in Mediation üben, um ihren Geist zu beruhigen, zu kontrollieren und um so ihre Gefühle steuern zu können.

Das mit der Kontrolle ist vielleicht etwas weit gegriffen, aber mir hilft Meditation sehr, in Kontakt mit mir selbst zu treten.

Beim Meditieren kann ich meine Gefühle besser beobachten. Lasse ich sie zu oder versuche ich sie hinunter zu schlucken?

Woher kommen sie, wodurch werden sie ausgelöst? Sind meine Ängste gerechtfertigt oder entstehen sie nur aus einem Gedankenkonstrukt heraus?

Und vor allem: sind es wirklich meine Gefühle, die in mir entstehen oder hat sie mir jemand anders eingepflanzt?

Wenn man nicht genau hinsieht, ist das oft nicht so leicht zu unterscheiden.

Nehmen wir eine gewisse Erwartung, z.B. dass man mit über 30 Jahren keine Jugendbücher sondern hochtrabende Literatur lesen sollte 😉

Denke ich das selbst oder ist es eine Erwartung der Gesellschaft, die ich übernommen habe? In meinem Fall definitiv letzteres (und zum Glück denke ich das auch nicht wirklich, sondern lese einfach was mir Freude macht 🙂 )

Aber ich denke, Ihr versteht das ich damit zeigen möchte.

Und diese feinen Unterschiede kann man nur wahrnehmen, wenn man sich Zeit und Ruhe nimmt, um genau hinzusehen und hin zu spüren, z.B. in der Meditation.

Knöpfe drücken

Auch diese Situation kennt Ihr sicher: es gibt Menschen, die uns triggern. Die wir aus unerfindlichen Gründen einfach doof oder nervig finden. Die etwas in uns auslösen, so dass wir uns selber nicht mehr mögen.

Menschen, die uns besonders gut kennen, kennen auch unsere Knöpfe besonders gut, wie unsere Kinder oder Geschwister.

Sie wissen genau, mit welchen Worten oder Blicken sie uns triggern und z.B. in 0,2 Sekunden völlig auf die Palme bringen können!

Und wir fühlen uns absolut ausgeliefert.

Wir ärgern uns über diese Menschen, da sie gewissen Knöpfe in uns drücken, die Anteile von uns zum Vorschein bringen, die wir lieber verstecken würden.

Wir denken es sind die anderen, die uns wie Idioten dastehen lassen. Sie reizen uns, sie nerven uns.

Doch eigentlich halten sie uns lediglich, sogar meist unbewusst einen Spiegel vor. Sie zeigen uns diejenigen Anteile von uns selbst, die wir lieber verstecken würden.

Vor uns selbst und vor allen anderen. Die Anteile, auf die wir nicht stolz sind, die aber dennoch zu uns gehören.

Erkennen wir jedoch das Muster dahinter und schaffen es, auch diese ungeliebten Anteile anzunehmen und die Knöpfe zu erkennen, könne wir der Impulsivität entgegenwirken.

Diese Mechanismen brauchen Zeit, aber es ist möglich unsere Knöpfe außer Kraft zu setzen.

Stimmungen beeinflussen

Sicher habt Ihr es auch schonmal erlebt, dass Ihr Menschen mit Eurer guten oder schlechten Laune angesteckt habt oder von anderen angesteckt wurdet.

Man kann Gefühle also ganz bewusst auf andere übertragen, sie in den eigenen Gefühlsnebel einhüllen oder uns einhüllen lassen.

Genauso können wir uns selbst auch von Gefühlen anderer abgrenzen bzw. unsere Gefühle nicht so offen nach außen tragen, dass wir damit andere beeinflussen.

Besonders wenn jemand in uns schlechte Laune hervorruft, können wir bewusst entscheiden, dieses Gefühl nicht weiter zu geben.

Meist ist schlechte Laune eine Gefühlskette, die von einem Menschen zum anderen weiter gegeben wird.

Jemand hat Frust, z.B. weil er von seinem Chef respektlos behandelt wurde und dieser immer noch mehr Leistung oder Überstunden einfordert.

Man kann diesen Frust beim Sport heraus lassen, doch meist sucht sich dieses intensive Gefühl schon früher ein Ventil und man lässt es an einem anderen Menschen aus. Dieser fühlt sich wiederum unfair behandelt, braucht ein Ventil usw.

Man kann diese Kette stoppen, indem man seinen eigenen Frust wie schon erwähnt beim Sport anstatt an anderen Leuten auslässt. Oder man schafft es, die Kette zu erkennen und den Frust des anderen nicht auf sich zu beziehen.

Letzteres ist schon eine kleine Kunst, aber definitiv erlernbar und vor allem sehr befreiend!

Die Kette funktioniert allerdings auch mit guten Taten, wie das Video unten schön anschaulich zeigt. Und auch hier werden vor allem positive Gefühle übertragen, also kleine bunte Nebel weitergegeben 🙂

Andere Menschen manipulieren

In der „Colors of Life“ Buchreihe sind die begabten Empathen befähigt, die Gefühle der anderen Menschen zu manipulieren.

Auch das gehört leider zu unserer Realität! In der Werbung werden wir ständig manipuliert! Wir kaufen ein bestimmtes Auto nicht, weil es zu unserem Überleben beiträgt, sondern weil wir uns ein bestimmtes Gefühl davon versprechen.

Warum geben wir so viel Geld für Coachings aus? Weil sie uns bestimmte Gefühle versprechen! Diese Manipulation ist so subtil, dass wir sie meist nicht bemerken (können). Aber sie ist allgegenwärtig.

Emotionale Erpressung, ein großes Wort, doch auch davon sind wir ständig umgeben.

„Da ist die Mama aber traurig, wenn du dein Zimmer nicht aufräumst!“

„Wenn Du mich wirklich lieben würdest, würdest Du heute Abend bei mir zu Hause bleiben anstatt mit deinen Kumpels zum Fußball zu gehen!“

„Ja, ist schon okay wenn Du heute keine Zeit hast, aber Du weißt ja wie einsam ich mich gerade fühle…“

All diese Worte sind dazu ausgelegt, den anderen zu manipulieren und zu einem anderen Handeln zu bewegen. Oft machen wir das ganz unbewusst.

Falls Euch dieses Thema genauer interessiert, kann ich Euch das Buch „Emotionale Erpressung“ von Susan Forward empfehlen, das ich in folgendem Post vor einiger Zeit schon einmal vorgestellt habe.

Außerdem kann man Menschen mit den Gefühlen die man aussendet sehr stark verletzen. Manchmal vielleicht sogar mehr als mit den Worten, die man sagt.

Auch deshalb sollte man einfach immer ein wenig achtsam sein und auch wenn man sehr aufgebracht ist, seine Worte bewusst wählen.

Unsere eigenen Gefühle verändern

Das Thema Gefühle ist unendlich groß und ich könnte sicher noch viele Seiten mit meinen Gedanken und Erfahrungen füllen!

Doch eine der wichtigsten Botschaften, die ich vor allem in der Yogatherapie Ausbildung gelernt habe, dass jeder Mensch die Fähigkeit hat seine eigenen Gefühle beeinflussen und verändern zu können!

Ich kann mich ganz aktiv entscheiden, glücklich zu sein! Jeden Tag, jeden Moment aufs neue! Ich kann mir glückliche Momente in Erinnerung rufen und beobachten, wie sich meine Körper dabei anfühlt. Und dann gezielt Dinge tun, bei denen ich dieselben Empfindungen habe.

Es ist meine Entscheidung, mir über meine Zukunft Sorgen und Gedanken zu machen. Oder lieber das Hier und Jetzt zu genießen.

Ich erlebe das gerade fast täglich am eigenen Leib, manchmal wird es mir erst etwas später bewusst, aber dann kann ich eingreifen. Ich habe immer die Wahl.

Transformation

Manchmal ist der Schlüssel auch, das gerade vorherrschende Gefühl erstmal anzunehmen bevor man es transformieren kann.

Wenn man seine Gefühle immer nur wegschiebt, kommen sie umso stärker immer wieder, bis man ihre Botschaft verstanden hat.

Meist schiebe ich Gefühle weg, vor denen ich Angst habe. Die ich mir riesengroß und gefährlich vorstelle und sie deshalb nicht zulassen will.

Aus Furcht, sie könnten zu groß sein, zu intensiv, gerade nicht passend. Doch wenn ich mich überwinde und sie zulasse, ist es meist nur ein Atemzug, indem sie einmal richtig groß anschwellen – und mit dem Ausatmen ist es wieder vorbei.

Ich habe meinen Gefühlen in den letzten 7 Jahren viel Raum gegeben. Gerade am Anfang war es ganz viel Drama, lange Weinkrämpfe, Kopfschmerzen, Appetitlosigkeit, dunkle Augenringe, chronische Unlust und vieles mehr.

Es gab so viele unterdrückte Gefühle, die alle auf einmal raus wollten. Aber der Schwall ist abgeebbt und meist kann ich mich nun nur dem aktuellen Gefühl widmen.

Somit habe ich das Drama hinter mir gelassen. Natürlich kommen noch immer tiefe, auch ältere Gefühle in mir hoch, ich habe noch immer meine Krisen. Aber sie sind anders als früher, keine Dramen mehr. Weil ich mich darauf nicht mehr einlasse.

Drama bedeutet, mich in meine Emotionen hinein steigern, sie aufbauschen, mich in einem Rausch verlieren. Darauf habe ich keine Lust mehr!

Heute kann ich meine Gefühle sehen wie sie sind, sie kommen und gehen. Ganz oft sind die gegensätzlichsten Emotionen gleichzeitig da!

Manchmal bleiben sie etwas länger, aber sie vergehen, immer wieder. Und sie kommen, immer wieder.

Die Farben MEINES Lebens

„Colors of Life“ hilft mir, die Gefühlsebene nochmal anders zu betrachten. Es wird greifbarer für mich, mir die Gefühle der anderen und auch von mir selbst als bunte bzw. graue Wolken vorzustellen.

Übertrage ich meine Wolken auf andere, absichtlich oder unabsichtlich? Habe ich Mitleid oder Mitgefühl? Will ich die Wolke der anderen um mich haben, mich davon anstecken lassen, darin ausruhen oder grenze ich mich gezielt ab?

Und wenn ich einem Menschen begegne, welche Gefühle möchte ich ganz gezielt übermitteln? Welche Wolken, Wellen oder Strahlen möchte ich meinem Gegenüber senden?

Was ist meine Grundstimmung, jetzt in diesem Moment, an einem bestimmten Tag, in meiner speziellen Lebensphase?

Oder wenn ich eine Massage gebe: in welchen Nebel möchte ich mich und meinen Empfänger dabei hüllen?

Diese Fragen helfen mir auf meinem Weg zu mir selbst, zu einem bewussten Leben und Umgang mit mir und meinen Mitmenschen.

Und die Vorstellung der farbigen Emotionsnebel hilft mir, die Gefühlsebene an sich deutlicher wahrzunehmen und mit ihr zu spielen.

 

Ih freue mich auf Eure Gedanken und Erfahrungen zu dem Thema, vielleicht habt Ihr ja Lust mir in den Kommentaren eine kleine Geschichte zu hinterlassen.

Und vor allem: wie sieht Euer Farbnebel aus, wenn ihr das Leben einfach nur genießt?! Höchste Zeit, das heraus zu finden und diese Farben und Emotionen immer wieder einzuladen! 😉

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