Wer eine Reise nach Sardinien machen will, sollte auf jeden Fall einen Stadtbummel durch seine Hauptstadt Cagliari einplanen!

In den letzten zwei Wochen war ich 2x dort und habe, obwohl ich hauptsächlich an den gleichen Orten war, mit unterschiedlichen Menschen völlig unterschiedliche Eindrücke gesammelt!

Vielleicht denkt Ihr jetzt es ist doch öde, so kurz hintereinander zweimal genau das Gleiche zu machen. Doch wenn man genau hinsieht, hin fühlt, ist nichts im Leben wirklich gleich 🙂

Es kommt mir so vor, als wäre ich beim ersten Mal einfach generell völlig übersättigt gewesen von den vielen neuen Eindrücken.

Aber beim zweiten Mal sind mir viel mehr Details aufgefallen, ich habe weniger gesehen und mehr Stimmungen aufgenommen, viel mehr gespürt.

Für mich ein spannendes Experiment und ich werde versuchen, es für euch in Worte zu fassen 🙂

Die Basics und das Basecamp

Cagliari liegt im Süden der Insel und hat 157.000 Einwohner. Es gibt einen internationalen Flughafen sowie über einen Fährhafen Anschluss nach Sizilien, das italienische Festland und andere Destinationen.

Leider ist es nirgendwo in den südlichen Ländern sicher, den Camper auf einem öffentlichen Parkplatz irgendwo in der Stadt abzustellen.

Deshalb wählten wir als „Basecamp“ für die Erkundung der Stadt den Camper Cagliari Park, einen bewachten Parkplatz nahe des Stadtkerns, auf dem man auch übernachten und von dem aus man alles gut zu Fuß erreichen kann.

Der Parkplatz hat eine Toilette, man kann für 50 Cent 2min warm duschen. Es gibt eine Möglichkeit, Abwasser zu entsorgen, Frischwasser aufzufüllen und sich (bzw. das Auto…) an den Strom anzuschließen.

Pro Stunde kostet der Parkplatz 2€ bzw 20€ pro Nacht (mit Strom 25€). Es ist jetzt nicht der schönste Ort der Welt, aber das Personal ist sehr freundlich und das Auto steht dort sicher, so dass man den Stadtbummel auch richtig genießen kann!

Im Folgenden beschreibe ich Euch unsere Route durch die Stadt, die man locker an einem ganzen oder zwei halben Tagen zu Fuß machen kann.

Die antike Markthalle

Unser erster Anlaufpunkt war der „Mercato Antiguo San Benedetto“, eine übersichtliche Markthalle mit zwei Stockwerken.

Auf der unteren Etage gibt es ein paar Obststände, aber vor allem Fisch und Meeresgetier in sämtlichen Farben, Formen und Größen.

Es lohnt sich gegen 9 Uhr dort zu sein, da der Markt schon um 14 Uhr schließt und es riecht noch nicht ganz so doll nach Fisch (hab es selber ausprobiert 😉 ).

Im oberen Stockwerk gibt es Fleisch und Wurst, Gebäck, viel Obst, Gemüse und Käse. An einem kleinen Stand kann man auch Kaffee und Getränke bekommen und dazu die vielen kleinen süßen und herzhaften Köstlichkeiten probieren, die es überall zu kaufen gibt und für der Süden bekannt ist!

Padule Sarde sind kleine Ricottaküchlein, fast ein bisschen wie Käsekuchen 🙂
Seht euch mal die riesigen Steinpilze an!!!
So viel Käse verströmt auch ein sehr intensives und würziges Aroma, aber schmeckt einfach köstlich!

Das Gefühl, bei meinem zweiten Besuch viel mehr kleine Details und Stimmungen wahrzunehmen war im Markt am stärksten.

Beim ersten Mal war ich überwältigt von den vielen Gerüchen und Farben, der Vielfalt der Auslagen und dem steten Wechsel von Ekel wegen des sehr intensiver Fischgeruches und dass mir das Wasser im Mund wegen der kleinen Süßigkeiten zusammenlief.

Beim zweiten Mal fielen mir plötzlich die vielen älteren Leutchen auf, die sich fein heraus geputzt in kleinen Grüppchen zwischen den Ständen unterhielten. Die sich freundlich begrüßten, ein wenig plauderten und auch uns immer wieder ein freundliches Lächeln schenkten.

Auch die Verkäufer waren so herzlich, ich fühlte mich als würde ich dazu gehören, hatte das Gefühl, dass die Worte und Blicke trotz der vorherrschenden Hektik von Herzen kamen.

Und durch dieses Miteinander wurde die Hektik völlig aufgehoben, die Stimmung war entspannter, ich spürte die herzliche Mentalität der Sarden und wurde für einen Moment ein Teil davon.

Die Altstadt Cagliaris

Vom Markt ging es gut gestärkt weiter zur „Bastione San Remy“. Auf dem Weg dorthin gibt es einen kleinen Platz vor einer Kirche. Die gegenüberliegende Wand ist mit einem riesigen Graffiti von vielen Nonnen geschmückt und auf dem Platz stellen einige Künstler ihre Handarbeiten aus.

Sehr cool, was man mit etwas Fantasie aus alten Schallplatten machen kann!
Leider/Gott sei Dank habe ich ihm Wohnwagen keinen Platz für sowas 😉 aber niedlich sind die kleinen Bengel schon!

Die Bastion, also die Festung steht am südöstlichen Ende der alten Festungsmauer. Man kann über eine Treppe aus Marmor oder wenige Gassen in die Altstadt gelangen. Die Altstadt ist etwas erhöht auf einem Felsen aus Kalkstein erbaut und von oben hat man einen wundervollen Blick über ganz Cagliari!

Diesen Blick hat man auch von der Terrasse des „Caffé Libarum“ in der Via S. Croce. Ein leckerer Cappuccino kostet dort nur 1,50€, die Aussicht – unbezahlbar!

Der Blick über den westlichen Teil der Stadt von der Festungsmauer beim Caffé Libarium kann sich sehen lassen, oder?

In der Nähe des Cafés befindet sich ein kleiner Bioladen, in dem meine Freundin Melanie bei unserem ersten Besuch eine Flasche Mirto, den typisch sardischen Mistellikör, gekauft hat (Fazit: er schmeckt auch zu Hause noch hervorragend!).

Direkt neben dem Caffé Libarum führt eine Straße zum „Torre dell´Elefante“, ein alter Festungsturm mit Fallgitter, an dessen Außenmauer sich die kleine Skulptur eines Elefanten befindet, als Symbol der Weisheit und Stärke.

Folgt man dieser Straße, kommt man an einem unscheinbaren Laden mit der Aufschrift „Recyclerie & Vintage“ vorbei. Dieser kleine Shop mit seinen handgefertigten Produkten hat es mir besonders angetan!

Das Sortiment eine Mischung aus Second Hand und neu, Schmuck, Täschchen und Kleidung, alles irgendwie Retro, handgemacht und Fair Trade.

Am liebsten hätte ich das halbe Sortiment aufgekauft, beschränkte mich dann aber auf einen wunderschönen Ring mit einem grünen Stein und ein Baumwoll- T-Shirt mit einem Flamingo darauf (die gibt es übrigens überall auf Sardinien!).

Beim Besuch zwei Wochen später kam noch ein Paar Ohrringe dazu 🙂

Von außen ganz unscheinbar, so dass wir beim ersten mal einfach vorbei gelaufen sind…
… aber definitiv einen Abstecher wert!

Das Hafenviertel, Cagliaris Touri-Meile mit einem großen ABER

Weiter ging es zur Via Roma, einer Einkaufsstraße am Hafen. Dieser Bereich mit den vielen kleinen anschließenden Gassen ist ziemlich touristisch. Hält man aber die Augen auf, kann man wirklich tolle handgefertigte Souvenirs und Köstlichkeiten ergattern!

In der Via Napoli stößt man z.B. auf das Schmuckgeschäft von „Silvia Lai – Laboratorio Orafo“. In dieser winzigen Werkstatt wird u.a. die berühmte sardische Handwerkskunst, Schmuck aus feinen Silberfäden herzustellen ausgeübt und mit modernen Elementen vermischt.

Beim unserem ersten Besuch verliebte sich Meli in einen wunderschönen Ring in diesem Stil und ich wusste schon damals, dass ich diesem Laden nochmal einen Besuch abstatten muss.

Da unser zweiter Stadtbummel auf Allerheiligen fiel, hatte das Geschäft an diesem Tag geschlossen, schade!

Aber: kurz darauf entdeckten wir direkt am Hafen einen kleinen Markt mit vielen Ständen und jeder Menge Trubel und tatsächlich: der Künstler, bei dem Meli ihren Ring gekauft hatte, war auch da!

Natürlich kam ich nicht mir leeren Händen an dem Stand vorbei… meine Beute war eine fein gearbeitete Halskette mit dem klingenden Namen „Morgenstern“, der die Venus darstellen und auch das Element Wasser aufgreifen sollte.

So ein Kauf fühlt sich definitiv anders, wenn einem der Künstler seine eigenen Gedanken zu seinem Schmuckstück verrät oder erklärt, wie es hergestellt wurde. Vielen Dank nochmal dafür!

Übrigens habe ich dort auch noch ein Geburtstagsgeschenk für meine Mama gekauft, also Mama falls du das hier liest, kannst Du Dich schonmal freuen! 🙂

Meli´s wunderschöner, traditioneller Ring mit den feinen Silberfäden sieht fast aus, als würden sich zwei kleine Federn um ihren Finger schmiegen 🙂
Und der Künstler himself an seinem Marktstand mit einer glücklichen Kundin 🙂

 

Bei dem Fest am Hafen stießen wir auch auf eine Gruppe in traditioneller Tracht gekleideter Sarden, die sich bereitwillig mit uns fotografieren ließen.

Ebenfalls in der Via Napoli befindet sich das „durke“, ein Geschäft das uns ähnlich begeistert hat wie der Schmuckladen, nur hier gibt es Süßigkeiten 🙂

Viele leckere, kleine, handgemachte sardische „Dolci“, zu meiner Freude einige Sorten ganz ohne Weizenmehl, weil ich das nicht so gut vertrage, sondern mit Mandeln, innen weich und saftig, außen knusprig – einfach der Wahnsinn!

Habe beim zweiten Besuch direkt meine Vorräte wieder aufgefüllt aber sie werden es leider nicht bis nach Hause schaffen…

Der krönende Abschluss

Als krönenden Abschluss unseres Stadtbummels tranken wir bei Besuch numero uno in der Via Roma noch einen riesigen Aperol Spritz und saßen dort den restlichen Nachmittag schwatzend und lachend in der warmen Nachmittagssonne, bis wir wieder einigermaßen nüchtern genug waren, um den Heimweg zu finden 😉

Das hatten Meli und ich uns nach unserem Stadtbummel redlich verdient! Es war auch ein würdiger letzter Drink, denn der Abend des ersten Stadtbummels war zugleich der letzte Abend unserer gemeinsamen Reise und diese musste nochmal ordentlich gefeiert werden!

Ein sehr leckeres und günstiges, typisch sardisches Abendessen bekommt man z.B. in der Via Sardegna im Restaurant „Serafino“. Was man auf Sardinien übrigens unbedingt mal probieren sollte sind Sebadas: eine gar nicht so kleine, frittierte Teigtasche, gefüllt mit geschmolzenem Pecorino und übergossen mit Honig – hmmmm!

Auch das gelato artiganale in der Eisdiele „Peter Pan“ in der Via Roma ist WIRKLICH lecker! Ich liebe schon den Anblick, wenn sich die Eisberge in den Auslagen türmen…

Meinem Vorsatz, in Italien kein Langnese Eis am Stiel oder so etwas zu essen bin ich bisher treu geblieben (aber den Vorsatz zehn Pizzen in drei Wochen habe ich leider nicht geschafft, nicht mal zehn Pizzen in fünf Wochen…)

Auch wenn meine beiden Rundgänge im Großen und Ganzen recht ähnlich waren, waren sie doch komplett verschieden. Man biegt hier und da mal in eine andere Gasse ein und landet plötzlich in einer ganz anderen Welt.

Für mich sind z.B. auch zwei Welten aufeinander geprallt, als ich einen Obdachlosen mit seinem Hund vor einem Designerschuppen sitze sah.

Das war einer dieser Obdachlosen, die einem/mir schon von weitem sympathisch sind und wo ich sofort weiß: dir möchte ich gerne etwas geben.

Dann beschäftigt mich schon immer eine Zeit lang der Gedanke, ob das Leben gerecht oder der ärmere Mensch vielleicht sogar glücklicher ist…

 

Falls Ihr die Orte kennt, die ich beschrieben habe oder eines Tages mal dort seid und vielleicht die ein oder andere „Empfehlung“ aufsucht, hinterlasst mit gerne Euren Kommentar!

Ich freue mich darauf und wünsche Euch viel Spaß, die Welt und alles was das Leben zu bieten hat zu entdecken!

… und niemals vergessen: life is meant to be enjoyed!

 

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