„Tag für Tag schreiben wir unsere eigene Geschichte – die Geschichte unseres Lebens. Manchmal folgt unser Stift der Stimme der Vernunft, und manchmal führt ihn die Stimme unseres Herzens.“

Diese Zeilen in einer alten Zeitschrift haben mich an etwas wichtiges erinnert. Manchmal ist unser Leben so laut und unruhig, dass wir die Stimme unseres Herzens nicht mehr hören können.

Dann ist es an der Zeit im Innern leise zu werden und ganz aufmerksam zu lauschen.

Der Ist-Zustand

Im Moment lebe ich in vielen Zwischenzuständen. Mein „normaler“ Beruf macht mich nicht mehr so richtig glücklich, aber vom Yoga alleine kann ich (noch) nicht leben.

Das Wetter ist noch zu kalt für mein neues Sommerdomizil, in meiner schon fast ausgeräumten Wohnung herrscht das Chaos und ich lebe zwischen Kisten in halb leeren Räumen. Nicht besonders heimelig…

Manchmal kommt es mir so vor, als könnte ich es niemandem recht machen. Nicht einmal meiner Katze, die mich wegen des falschen Futters oder des Chaos in der Wohnung oft vorwurfsvoll mit ihren großen gelben Kulleraugen ansieht (meine Katze ist ein Ordnungsfreak…).

Ständig bin ich am machen und tun und versuche, irgendwie alles unter einen Hut zu bringen, möglichst alles richtig zu machen. Sicher kennt Ihr dieses Gefühl, und das dazugehörige Gedankenchaos im Kopf!

Es geht nicht ohne Zeit

Vor einigen Jahren war ich mit einem Mann zusammen, der sich selbst eine eigene Firma aufgebaut hatte. Darum hatte er für unsere Beziehung nicht viel Zeit.

Ich habe ihn immer wieder daran erinnert, dass es wichtig sei Zeit miteinander zu verbringen, damit wir uns nicht entfremden.

Er fragte mich damals, ob es nicht auch ohne Zeit ginge. Wir lieben uns, reicht das denn nicht? Meine Antwort war ganz klar: nein, das reicht nicht, es geht nicht ohne Zeit.

Jetzt frage ich mich, wie viel Zeit ich in den letzten Monaten in die Beziehung zu mir selbst investiert habe.

Mir wurde bewusst, dass ich in den letzten Wochen so beschäftigt war, dass ich nicht einmal überlegt habe was ich gerne tun würde, ich habe einfach funktioniert.

Es war so viel zu tun, dass ich nicht auf die Idee gekommen bin, mich selbst zu fragen was mir jetzt im Moment gut tun würde, denn es wäre eh keine Zeit dafür gewesen.

Im Urlaub habe ich so viel gelesen! Ich liebe es zu lesen, verschlinge wenn möglich ein Buch nach dem anderen und kann stundenlang im Internet nach verschiedensten Themen stöbern…

Doch in meinem Alltag hat das Lesen irgendwie keinen Platz mehr. Dabei ist es so wertvoller Balsam für meine Seele!

Ich brauche wieder Raum zum Atmen!

Manchmal habe ich solche Tage, an denen ich mich ertappe, andere dafür verantwortlich zu machen, dass ich so gestresst bin und dass es mir nicht gut geht.

Dabei ist es nicht die Aufgabe anderer dafür zu sorgen, dass es mir gut geht, sondern das liegt ganz allein in meiner Hand.

In einem solchen Moment habe ich letztens ganz unbewusst einen großen Kreis um mich herum gezogen. Aus diesem Kreis habe ich alle Menschen hinaus verbannt, selbst meine Familie und die Menschen, die mir wirklich wichtig sind.

Gedanklich saß ich nun in der Mitte dieses Kreises, ganz allein und es tat so gut einfach nur durchatmen zu können.

Da kein anderer sich in diesem Kreis befand, lag es nur an mir dafür zu sorgen, dass es mir gut geht. Was kann ICH für mein Glück tun?

Der Kreis als Schutzschild

Ich stellte mir vor, dass mein innerer Kreis wie eine kleine Insel ist, auf die ich mich selbst in der vollgestopften U-Bahn oder auch in unangenehmen Situationen zurückziehen kann.

Dadurch kann ich verhindern, dass ich die Dinge zu persönlich nehme, ich kann sie erst einmal mit Abstand betrachten. Und von dort entscheiden, wie nah ich sie an mich heran lasse.

Manchmal findet mein Kopf keine Ruhe, weil mich ein bestimmtes Thema so sehr beschäftigt. Auch dann hilft es mir, mich ganz alleine in meinen inneren Kreis zurück zu ziehen, dieses Thema aus der Ferne zu betrachten und so wieder runter zu kommen.

Damit ich mich in meinem Kreis nicht einsam oder isoliert fühlte, stellte ich mir vor, dass ich jederzeit einzelne Menschen in meinen Kreis einladen konnte.

Meine Freunde, wenn sie mich brauchten oder ich einfach nur ihre Gesellschaft genießen wollte.

Der Kreis als innerer Kraftort

Weiter stellte ich mir diesen Kreis als meinen inneren Kraftort vor, ein Ort an dem immer die Sonne scheint.

Ein bunter Garten mit einer Schaukel, in dem immer duftende Blumen blühen und durch den ein kühler Bach fließt, in den ich meine Füße hängen kann.

Wichtig war es für mich einen Raum zu erschaffen, in dem ich wieder Kontakt zu mir selbst aufnehmen kann.

Immer, wenn mir um mich herum alles zu viel wird oder ich eine Entscheidung treffen muss, bei der ich mir unsicher bin, kann ich mich an meinen inneren Kraftort zurückziehen.

Hier kann ich eine Pause machen wenn ich sie brauche und wieder ganz bei mir ankommen. Es ist ein Ort an dem ich mir selbst die Frage stellen kann: was möchte ich gerade tun, was tut mir jetzt gut?

Wo es im ersten Moment nur mich gibt, und wenn ich weiß was ich will, kann ich die äußeren Begebenheiten checken. Klar kriegt man nicht immer was man will, aber trotzdem ist es wichtig zumindest immer zu wissen was man will, damit man sich selbst nicht verliert.

In unserer Gesellschaft werden Menschen, die gut auf sich achten oft als Egoisten abgestempelt.

Dabei ist es für die mentale Gesundheit unverzichtbar, in einem engen Verhältnis zu sich selbst zu stehen, man muss dadurch ja niemand anderen verletzen.

Gestalte Deinen eigenen inneren Kreis

Wenn es Dir manchmal ähnlich geht und Du Lust hast, das mit dem inneren Kreis mal auszuprobieren, hier eine kleine Anleitung für Dich.

Stelle Dich auf beide Füße und lass ganz tiefe Wurzeln in die Erde hinein wachsen.

Schließe die Augen und stelle Dir vor, dass Du abwehrend beide Hände vor Dir ausstreckst und mit Deinen Händen alle Menschen auf einen gewissen Abstand von Dir weg schiebst.

Deine Arme werden dabei wie aus Gummi ganz lang, so dass Du so lange schieben kannst, bis es sich wirklich gut für Dich anfühlt.

Drehe Dich einmal im Kreis, so dass Du in alle Richtungen diesen Abstand herstellen kannst. Vielleicht ändert sich der Radius jedes Mal wenn Du diese Übung machst, da Du unterschiedlich viel Raum für Dich selbst brauchst. Das ist völlig okay.

Genieße diesen Platz, atme tief und entspannt ein und aus. Und wenn Du Lust hast, gestalte Dir Deinen inneren Kraftort ganz nach belieben. Stell ihn Dir als einen Ort vor, den Du kennst und liebst, oder richte ihn völlig neu ein.

Wichtig ist nur, dass Du Dich dort wohl fühlst und zur Ruhe kommen kannst.

Erfahre eine Nähe, die Dir niemand anders geben kann

Wann immer du das Bedürfnis dazu hast, ziehe Dich in Deinen inneren Kreis zurück.

Wenn Dir jemand eine unangenehme Kritik sagt, Dich verletzt oder Du merkst, dass Du einfach den Kontakt zu Dir selbst verlierst. Schaff Dir Raum für Dich, Raum um wieder durchzuatmen, Raum um wieder zu Dir zu finden.

Dieses Gefühl der Nähe zu einem selbst, kann einem kein anderer Mensch geben. Und oft ist es genau diese innige Nähe, die wir zwar bei anderen Menschen suchen, die uns diese aber nicht geben können, egal wie sehr sie sich bemühen.

Je näher wir uns selbst sind und dafür sorgen, dass wir das bekommen was wir brauchen, desto gesündere Beziehungen können wir mit anderen Menschen führen. Wir werden nicht mehr so viel von ihnen erwarten, weil wir uns selbst geben können was wir wirklich brauchen.

 

Manchmal sind die Umstände im Außen so schön, aber wir können sie nicht richtig genießen, weil wir in unserem Inneren nichts eins mit uns selbst sind.

Dann ist es an der Zeit, in unseren Kreis, den inneren Kraftort zurück zu kehren.

Wenn wir dort wieder uns selbst begegnen und die Verantwortung für unser eigenes Glück übernehmen, werden wir schnell begreifen: life is meant to be enjoyed, und das zu leben ist gar nicht so schwer, solange wir mit uns selbst in Kontakt bleiben.

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