Passend zu meiner persönlichen Auszeit lese ich gerade das Buch „Stoppt die Welt, ich will aussteigen“ von Martin Krengel.

Ein Buch, das mir viel Stoff zum Nachdenken liefert.

Er bereist sowohl Orte, die auf keiner klassischen Weltreise fehlen dürfen, als auch Orte, für die sich sonst kein Schwein interessiert. Dabei beschreibt er seine intensivsten Eindrücke und wie die Reise ihn im Laufe der Zeit verändert hat.

Schon beim Lesen fühle ich mich irgendwie gehetzt. Sein Bericht ist spannend, ich will mehr erfahren, aber vor allem erlebt er in so kurzer Zeit so viele Dinge, dass ich sie schon beim Lesen nicht richtig verarbeiten kann.

Wie mag das dann wohl erst bei ihm gewesen sein, als er live dabei war?

Für mich stand von Anfang an fest: meine Auszeit soll keine Jagd nach Sehenswürdigkeiten sein!

Ich will einfach nur runter kommen und mich selbst entdecken, einfach mal nur sein und nichts tun.

„Normalen“ Urlaub versuchte ich bisher oft so effizient es geht zu gestalten. Wenn ich mal Urlaub habe, will ich Neues sehen, Neues erleben. Schließlich hat jeder neue Ort unendlich viel zu bieten, man will nichts verpassen!

An Natur, Kultur, kulinarischen Köstlichkeiten… die Welt ist groß, bunt und ich will sie entdecken! Den Urlaub voll und ganz ausnutzen hieß für mich, viele neue Eindrücke sammeln, möglichst viel sehen. Urlaub war irgendwie auch immer ein bisschen stressig – bemerke ich jetzt.

Nicht so meine Auszeit.

Ich will runter kommen, WIRKLICH runter kommen. Ich bin neugierig wer ich bin, wenn ich mal nichts muss. Wenn ich mir nicht vornehme, heute das und morgen das zu machen.

Ich stehe auf, wenn ich wach bin.

Ich esse, wenn ich Hunger habe.

Ich mache Yoga oder Laufe, wenn ich Lust habe.

Ansonsten lese ich oder liege am Strand rum.

Ich fahre weiter, wenn es mir wo nicht mehr gefällt, ansonsten bleibe ich. Ich habe kein Ziel.

Ich habe Ideen, die sich aber täglich ändern können. Wann und wo fahre ich als nächstes hin? Ich weiß es nicht.

In meiner Auszeit wollte ich unbedingt nach Bali oder Thailand, mittlerweile zieht es mich eher in die Karibik.

Wo ich letztendlich landen werde? Es wird sich zeigen. 

Es hat fast 4 Wochen gedauert, bis ich wirklich in diesem Entspannungszustand angekommen bin. Früher hätte ich 5 ToDo und What to see – Listen gehabt, alles durchgeplant und im Idealfall auch schon alles vorgebucht.

Doch heute will ich spontan entscheiden. Wonach fühle ich mich, worauf habe ich Lust? Wo zieht mich mein Herz hin?

Ich merke, dass ich gedanklich viel in der Vergangenheit hänge aber auch Zukunftsszenarios durchspiele. Es ist gar nicht so leicht, im Hier und Jetzt zu sein 🙂

Ich träume unglaublich viel, wache nachts oft auf, aber es stört mich nicht. Ich lasse mich selbst einfach in Ruhe, verlange nichts von mir. Weder, dass ich gut drauf noch dass ich entspannt bin.

Ich nehme alles wie es kommt, beurteile es nicht. Tue ich es doch, merke ich es relativ schnell und kann darüber lächeln. Nichts ist wichtig.

Ich bin hier, an diesem Traumstrand (siehe Titelbild) auf Sardinien, blicke aufs Meer hinaus auf dem ein Segelschiff gemütlich vorbei zieht.

Ich lebe meinen Traum. 

Fahre mit meinem Bus und einer super entspannten Truppe über die Insel und habe eine geniale Zeit.

Ein breites Grinsen erobert mein Gesicht und ich spüre es bis tief in mein Herz hinein. Ich bin glücklich, ohne wenn und aber.

Keine Termine, keine Listen, keine Erwartungen. Ich kann mich an diesem Ausblick vor mir nicht satt sehen. Im Hintergrund läuft chillige Musik, es duftet köstlich nach frittiertem Tintenfisch.

Vor mir am Strand sammelt ein Mann mit seiner kleinen Tochter Muscheln. Es ist, als hätte wirklich jemand die Stopptaste gedrückt. Diesen Entspannungsgrad habe ich bisher in noch keinem Urlaub erlebt. Ich kenne ihn vom Meditieren, aber nicht so lang andauernd.

Weil ich weiß, dass nicht schon bald nach dem Urlaub dies und jenes auf mich wartet. So wie jetzt wird es in den nächsten Monaten weitergehen.

Ich merke, wie diese Entspannung meinen ganzen Körper ausfüllt, wie sie jeden Tag mehr und mehr meiner Zellen erreicht und auch in die tiefsten Gehirnwindungen einzieht.

Mir jedem Atemzug atme ich die Anspannung der letzten 32 Jahre aus – so kommt es mir zumindest vor 🙂

Versteht mich nicht falsch, mein Leben war toll wie es bisher war und vor allem im letzten Jahr habe ich mir eine absolute Oase geschaffen! Doch das hier ist nochmal anders.

Ich bin ein Sonnenmensch, ich mag es warm. Mein Körper schüttet beim kleinsten Sonnenkontakt Unmengen an Endorphinen aus.

Meine Füße stecken nur zum Autofahren oder zum Joggen in Turnschuhen, ansonsten trage ich FlipFlops oder laufe barfuß. Ich überlege nicht groß was ich anziehe, ich schlüpfe morgens in die Shorts und irgendein sauberes Top.

Alle paar Tage kaufe ich etwas frisches Obst und Gemüse sowie Wasser. Mehr braucht es nicht (okay, ab und an mal ne Schoki…).

Aber mehr braucht es wirklich nicht. In meinem Bus habe ich alles, was ich brauche. Ehrlich gesagt: das was ich brauche und noch viel zu viel anderes Zeug, das hier nicht brauche. Aber das weiß man immer erst nachher.

Ich lese viel, schaue abends, wenn wir mal nicht gemütlich zusammen sitzen, Filme oder Serien auf dem Laptop, schreibe online-Tagebuch auf dem iPad. Fotos mache ich derzeit noch mit dem Handy. Meine nächste größere Investition wird sicherlich eine Spiegelreflexkamera sein.

Das einzige, was ich vergessen habe einzupacken sind Suppenlöffel!

aber auch ohne die kommt man ganz gut aus, ich hab ja immerhin die kleinen Teelöffel dabei 😉

Ich reise mit einer Truppe mega entspannter, freundlicher, offener, liebenswerter Menschen – und Hunde! Die Gespräche sind inspirierend und unterhaltsam, die gemeinsame Zeit unbeschwert.

Ich schaue aufs Meer hinaus, es kräuselt sich sanft im Wind, ist klar und ruhig. Und so fühle auch ich mich, klar und ruhig und trotzdem innerlich in Bewegung.

 

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