Wie ein Yogalehrer seine Stunden aufbaut, ist eine sehr individuelle und persönliche Sache.

Einerseits richtet man sich nach dem, was man in der Ausbildung gelernt hat. Dann baut man noch ein bisschen was von dem ein, was einem selbst bei anderen Yogalehrern besonders gut gefällt. Und am Schluss will man dem Ganzen natürlich noch den persönlichen Touch geben.

Everybody´s Darling ist schnell Everbody´s Depp

Da kann so eine 75-90 minütige Stunde sehr schnell sehr voll werden! Unterrichtet man in großen Städten, hat man wahrscheinlich extra Kurse für Anfänger und Fortgeschrittene.

Lebt und unterrichtet man wie ich auf dem Land, wird dies schon etwas schwieriger, da hat man meist gemischte Gruppen. Trotzdem will man jedem seiner Teilnehmer gerecht werden, das ist schließlich die große Kunst! Man will, dass ein jeder sich wohl fühlt, egal ob jung oder alt, körperlich fit oder eingeschränkt.

Dass man es nicht jedem Recht machen kann ist absolut klar, und ich ermutige stets all meine Schüler, sich auch mal andere Lehrer anzuschauen, um den passenden Kurs für sich zu finden. Doch wer bleibt, den möchte ich auch mitnehmen und dort abholen, wo er oder sie gerade steht.

Und so funktioniert´s:

Seit etwa einem Jahr wende ich für Kurse mit mehreren Einheiten das folgende Konzept an:

Vor Beginn des Kurses überlege ich mir einen kleinen Flow. Dann arbeite ich für jede Haltung des Flows eine komplette Stunde aus. In dieser Stunde bereite ich meine Schüler gezielt auf diese eine Übung vor.

Für die jeweilige Zielübung zeige ich ihnen dann verschiedene Variationen, beginnend mit der einfachsten, bei der ich meist Hilfsmittel einsetze.  Dann biete ich immer forderndere Variationen an. Wer mag und sich dabei gut fühlt, geht noch eine Stufe weiter. Wem es reicht, der bleibt bei seiner Variante.

So kann ich jeden in die Ziel-Asana mitnehmen. Niemand muss über seine Grenzen hinausgehen und sowohl Anfänger als auch die alten Hasen kommen auf ihre Kosten. Denn es gibt wirklich ganz tolle Variationen für so ziemlich jede Asana, so dass man super am Schwierigkeitsgrad schrauben kann!

Am Ende der Stunde fügen wir die bereits erlernten Asanas dann zu einem Flow zusammen, welcher also mit jeder Stunde ein Stückchen weiter wächst. Außerdem wiederhole ich, worauf man bei der Ausführung der Haltungen der vergangenen Stunden besonders achten sollte.

Die Basics:

Hat ein Kurs 10 Einheiten, besteht mein Flow aus 8 Asanas. Dann habe ich am Ende noch 2 komplette Stunden Zeit, den ganzen Flow zu üben, auf Fragen einzugehen und in den einzelnen Haltungen zu korrigieren.

Manchmal baue ich Asanas wie den nach unten schauenden Hund auch mehrmals in den Flow ein, weil er sich oft für einen schönen Übergang eignet.

Vor kurzem habe ich damit begonnen, meinen Schülern kurze Videos der Flows zur Verfügung zu stellen. Darauf zeige ich den Flow in verschiedenen Schwierigkeitsstufen und sie können ihn auch zu Hause üben.

Davor habe ich die einzelnen Asanas einfach in der entsprechenden Reihenfolge für sie aufgeschrieben und auch darüber haben sie sich sehr gefreut.

Dieses System hat viele positive Aspekte:

  1. Jeder kann mitmachen. Durch die verschiedenen Variationen und den Einsatz von Hilfsmitteln wird jeder Teilnehmer in seinen eigenen Möglichkeiten gefordert.
  2. Indem wir die Haltungen in jeder Stunde wiederholen, prägt man sich die wichtigsten Anleitungen irgendwann ein.
  3. Dadurch bekommen die Teilnehmer mehr Sicherheit und trauen sich vielleicht eher, auch allein zu Hause zu üben.
  4. Dadurch, dass wir uns eine ganze Yogastunde lang auf eine bestimmte Asana vorbereiten, kommt man viel besser und tiefer in die Asana hinein, als wenn man sie ohne spezifische Vorbereitung macht. Man erfährt mehr von ihrer Wirkung und ist oft selbst überrascht, wie dehnbar die persönlichen Grenzen sind.
  5. Die verschiedenen Varianten machen Spaß und bringen Abwechslung in die Übungspraxis. Das findet man nicht in jeder Yogaklasse.
  6. Durch den systematischen Aufbau sind die Teilnehmer motiviert, keine Stunde zu verpassen. Das freut sowohl Yogalehrer als auch Schüler 😉

 

Meinen Teilnehmern und mir macht diese Art zu üben großen Spaß! Vor allem finde ich es spannend, die unzähligen Varianten der einzelnen Asanas zu recherchieren und ein bisschen zu beobachten, welche Variation sich die Teilnehmer aussuchen 🙂

Doch mir ist auch klar, dass dieses System vielleicht nicht immer geeignet oder jedermanns Sache ist. In diesem Artikel wollte ich es Euch einfach gerne als eine von vielen, vielen Möglichkeiten vorstellen, vielleicht macht ihr ja auch etwas ganz neues und eigenes daraus 🙂

Ich wünsche Euch große Freude beim Yoga üben und Unterrichten und freue mich über Eure Anregungen und Kommentare! … und nicht vergessen: life is meant to be enjoyed!

 

Hier noch als Beispiel ein Yogavideo, das ich im Herbst für meine Teilnehmer gemacht habe:

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