Manche von euch wissen vielleicht schon, dass ich gerade dabei bin meinen Hausstand etwas zu verkleinern.

Da ich ab Oktober ein halbes Jahr verreisen möchte, habe ich beschlossen jetzt schon aus meiner Wohnung auszuziehen und den Sommer in einem Wohnwagen am See zu verbringen.

Da ich sowieso jeden Tag des Sommers am See verbringe und nachts draußen auf dem Balkon schlafe, brauche ich die Wohnung im Sommer nicht wirklich und spare so einen Haufen Geld – was für ein schöner Nebeneffekt 😉

Um also all mein Hab und Gut in einem Wohnwagen unterzubringen, muss ich meine Sachen gut ausmisten.

Andere würden das „Haushalts- oder Wohnungsauflösung“ nennen, aber das finde ich klingt so dramatisch und auch nicht passend. Meine Wohnung gebe ich auf, ja, aber meinen Haushalt nicht.

Ich werde weiterhin ein zu Hause haben, sogar eins, das mir ganz allein gehört 😊

Wie alles begann

Schon als ich vor drei Jahren beruflich für vier Wochen in San Francicso war, ist mir aufgefallen wie wenig man zum Leben eigentlich wirklich braucht.

Ich hatte dort ein wunderhübsches, möbliertes Appartment. Zu Hause zierte ziemlich viel Klimbim meine Wohnung, hier waren nur vereinzelt eine Vase oder eine Lampe aufgestellt.

Ich hatte einen normal großen und einen Handgepäckskoffer dabei und mir hat es in diesen vier Wochen an nichts gefehlt, ich habe absolut nichts vermisst.

Das war der erste kleine Aha-Moment den ich hatte, der jedoch in diesem Moment noch nichts an meinem „äußeren Leben“, meinen Lebensumständen verändert hat.

Aber er war der Grundsein für das, was zwei Jahre später noch folgen sollte.

Ich bin schon einige Male umgezogen, und obwohl ich jedes Mal brav ausgemistet habe und dies teilweise aus Platzgründen auch musste, habe ich doch wirklich, wirklich viel Kram angehäuft.

Und ich frage mich jetzt: machen mich all diese Dinge überhaupt glücklich?

Kompensation

Geld war während der fast sieben Jahre meines Studiums trotz diverser Nebenjobs immer knapp.

Umso freudiger verfiel ich dem Shoppingwahn, als ich endlich mein eigenes Geld verdiente. Wann immer ich frustriert und mit irgendetwas unzufrieden oder unglücklich war, kaufte ich mir etwas Schönes.

Anfangs hauptsächlich Bücher, weil ich Lesen und Bücher schon immer geliebt habe. Ganz schnell übertrug sich dies aber auch auf Klamotten und dann auch auf Deko- oder Einrichtungsgegenstände.

Ich konnte auch immer schlecht nein sagen, wenn ich etwas geschenkt bekam. Vielleicht, nein bestimmt würde ich irgendwann mal ein Fondue Set und das Raclette und den kleinen Tischgrill brauchen (KEIN EINZIGES MAL!).

Aber diese Dinge anzuhäufen machte mich in diesem einen Augenblick glücklich.

1 Frau = 1.000 Klamotten

Als ich jetzt angefangen habe auszumisten, habe ich so viele Kleidungsstücke aus meinem Schrank gefischt, die ich damals unbedingt haben wollte, die ich aber kein einziges Mal getragen habe!

Warum habe ich diese Dinge dann überhaupt gekauft?

Gute Frage, und ich habe sogar eine Antwort parat 😉 ich habe mir lange schwer getan, meinen eigenen Stil zu finden.

Ich habe immer die Frauen bewundert, die so selbstbewusst ihre schicken Klamotten getragen haben. Die sich morgens schminken, die Haare frisieren und mit einem Griff in den Kleiderschrank das perfekte Outfit heraus zaubern.

Ich habe viele Kleidungsstücke gekauft, weil ich gehofft habe, dass sie auch aus mir einen zufriedenen, selbstbewussten Menschen machen. Doch ich bin nicht der schicke Typ.

Ich mag es feminin, aber vor allem bequem. Ich bin irgendwie tief in meinem Herzen ein verkappter, kleiner Hippie 😊

Aber es fiel mir lange schwer, mich zu finden. Ich dachte mit dem richtigen Outfit und Erscheinungsbild ändert sich auch mein Innenleben.

Doch es traf genau anders herum zu. Je mehr ich in den letzten Jahren Schicht für Schicht meiner selbst anerzogenen Maske ablegte, desto mehr spürte ich, was mir gut tut.

Eine Frage des Stils – oder der inneren Einstellung?

Eine Frau kann die schrecklichsten Fetzen tragen. Wenn sie sie mit Freude und Selbstsicherheit trägt, ist sie immer schön und wir fragen uns:

„Warum sieht dieses unmögliche Teil an dieser Frau nur so verdammt gut aus?!“ Weil es zu ihr passt.

Jahrelang habe ich Dinge getragen, die mir zu klein waren, weil ich gehofft habe in ihnen super auszusehen, wenn ich nur ein paar Kilos abnehme.

Doch es hat immer schrecklich gekniffen und ich habe ständig daran herum gezupft und gezerrt, wie nervig!

Die Sachen, in denen ich mich wirklich toll fand, habe ich stattdessen aufgehoben, damit ich sie möglichst lang habe – und sie gleichzeitig fast nie getragen, weil ich sie IMMER aufgehoben habe!

Stattdessen habe ich Klamotten getragen, die ich so la la fand, aber richtig gut habe ich mich damit nicht gefühlt.

Wohlfühlen bedeutet Freiheit

Letztes Jahr im Herbst kam dann das wirklich große Aha-Erlebnis, seit dem ich meine Einstellung zu Dingen und im Besonderen eben auch zu meiner Kleidung stark verändert habe.

Ich war mit ein paar Freunden für drei Wochen auf Sardinien und ich hatte lediglich einen Handgepäckskoffer dabei.

Zugegeben, es war noch immer warm und ich habe dort mal gewaschen, aber mir hat auch da nichts von meinen vielen Klamotten zu Hause gefehlt!

Ich hatte ganz bewusst nur Dinge eingepackt, ich denen ich mich wohl fühle, die alle Wetter-Eventualitäten abdecken und ich war glücklich, ich war frei!

Wir haben diese drei Wochen zu zweit mit einem kleinen Hund in einem VW-Bus gelebt, waren die meiste Zeit draußen und als ich wieder heim kam, überkamen mich die unterschiedlichsten Gefühle.

Meine Wohnung, die mir wenige Monate zuvor noch zu klein erschienen war, war plötzlich riesig, gleichzeitig leer an Leben und zu voll an Dingen.

Wozu brauche ich all diese Dinge?
Welche davon machen mich wirklich glücklich?

Die letzte Frage stelle ich mir gerade bei jedem einzelnen meiner Besitztümer und entsprechend entscheide ich, ob ich sie behalte oder hergebe.

Kürzlich fiel mir ein Buch mit dem Titel „Magic Cleaning“ von Marie Kondo in die Hände, und ich dachte: hm, das passt ja gut!

Sie gibt darin Tipps zum richtigen Ausmisten und Aufräumen und behauptet, wenn man ihre Ratschläge befolgt, kehrt das Chaos niemals zurück.

Das klingt doch super, v.a. wenn man auf engem Raum wohnt und keine Lust hat ständig aufzuräumen. Aber ich habe festgestellt, dass ich eigentlich schon alles richtig mache, wie es im Buche steht sozusagen 😉

Tipp Nr. 1 (von Marie und auch von mir): zuerst kräftig ausmisten! Dazu jedes Teil in die Hand nehmen und in mich hinein spüren, ob es mich wirklich glücklich macht oder nicht.

Das hat es mir z.B. sehr erleichtert, meine ungetragenen und zu engen Klamotten auszusortieren. Zu klein, zu schick, zu kurz, abgetragen – weg damit! Absolut kein Glücksgefühl vorhanden!

Noch schwieriger: ich konnte mir bisher nie vorstellen mich von meinen geliebten Büchern zu trennen, von keinem einzigen. In dieser Hinsicht war ich immer ein ganz schlimmer Messi!

Aber wenn ich auch hier bedenke, welche Bücher mich wirklich glücklich machen, dann dürfen doch einige viele ein neues zu Hause finden. Und es bleiben immer noch genug übrig, um mich daran zu erfreuen.

Das große Ausmisten hat begonnen

Ich war bisher auf zwei Flohmärkten und habe insgesamt schon über 500 einzelne Dinge verkauft und verschenkt – und es fällt nicht mal auf!

Im Gegenteil, bei jedem Teil das den Besitzer gewechselt hat, habe ich mich leichter gefühlt. Ich finde es schön, wenn die Sachen, die mich schon aufgrund der reinen Masse belastet haben und die ich nicht mehr wertgeschätzt habe, an jemanden übergehen, der sich wirklich darüber freut!

Es ist ein schöner Kreislauf und ich freue mich richtig darauf, bald nur noch Dinge um mich zu haben, die mich wirklich glücklich machen.

Tipp Nr. 2: Noch ein positiver Gedanke, den ich für mich aus Magic Cleaning heraus ziehen konnte, ist es diversen Papierkram zu entsorgen.

Ich war immer sehr unsicher, was ich lieber aufheben sollte oder getrost in die Tonne klopfen kann. Aber das Meiste kann wirklich einfach weg!

Bedienungsanleitungen bekommt man im Internet, alte Rechnungen braucht kein Mensch mehr sobald die Garantie abgelaufen ist.

Ich habe sicher fünf Büchlein mit diversen Ideen und Plänen weggeworfen, die ich irgendwann mal notiert, aber nie wieder angeschaut habe. Früher gaben mir diese Ideensammlungen ein Gefühl von Sicherheit, ich habe mir darin die Zukunft ausgemalt, die ich mir damals nicht erschaffen konnte.

Jetzt habe ich fast alle mit einem tiefen Dank in meinem Herzen in den Müllsack gestopft 😊 ich brauche sie nicht mehr. Ich lebe jetzt meine aktuellen Träume, anstatt alten nachzuhängen.

 

Gerade bin ich noch ganz am Anfang mit meinem „Clean und easy living“-Projekt, aber es hat sich schon sehr viel getan in dieser kurzen Zeit.

Auch wenn dieser Schritt ein emotionaler und teilweise anstrengender Prozess ist, kann ich trotzdem meinem Motto treu bleiben und viele dieser Momente absolut genießen.

Man muss nur einen Schritt nach dem anderen tun, dann bleibt auch genug Zeit, diesen Prozess und das Leben generell zu genießen- denn: life is meant to be enjoyed!

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